Sucht

Eine Sucht basiert auf einer körperlichen oder geistigen Freude. Suchtmittel lassen sich entweder dem Bereich Genuss oder dem Bereich Unterhaltung zuordnen.

Im Fall einer Sucht ist das primäre Ziel aber nicht Genuss oder Unterhaltung, sondern Ersatzbefriedigung oder Verdrängung.

Suchtmittel, die auf Genuss basieren, sollen ein gewisses Befriedigungsniveau aufrechterhalten, das anderweitig nicht erreicht wird, weil einzelne oder mehrere Lebensbereiche unerfüllt sind.

Suchtmittel, die auf Unterhaltung basieren, dienen dazu, die Aufmerksamkeit über längere Zeiträume möglichst lückenlos zu binden, damit bestimmte Gefühle nicht nach oben kommen können. Es handelt sich dabei zum Beispiel um Gefühle von Tristesse, Sinnlosigkeit, Frustration und Angst.

Suchtmittel können sein:

Unterhaltung und Genuss sind natürlich legitime und wichtige Bereiche des menschlichen Lebens und müssen keinesfalls immer in Sucht ausarten.

Die Frage, ob etwas ein Suchtmittel ist oder echte Unterhaltung oder echter Genuss, lässt sich herausfinden, indem es ausgesetzt wird und geschaut wird, was dann zum Vorschein kommt.

Auch ist es ein Kennzeichen von Sucht, dass zunehmend eine mindere Qualität von Genussmittel und Unterhaltungsmedium akzeptiert wird und die eigentlich vorgeblichen Ziele Genuss und Unterhaltung immer weniger tatsächlich erreicht werden.

Das liegt ganz einfach daran, dass das Suchtmittel überstrapaziert wird.

Sucht hat einen geistigen und einen körperlichen Abhängigkeitsanteil. Für die Aufrechterhaltung einer Sucht ist vor allem die geistige Abhängigkeit entscheidend. Fallen die geistigen Abhängigkeitsgründe weg, können die körperlichen Entzugserscheinungen einfach durchgestanden werden wie eine Grippe.

Das Aussetzen einer Sucht kann zu Depression führen, weil die bisher verdrängten Gefühle dann hochkommen.

Das Beenden einer Sucht wird häufig mit dem schlagartigen Beenden der Suchthandlung identifiziert. Das ist keine sinnvolle Strategie, zumahl die eine Sucht lediglich durch eine neue Sucht ersetzt wird, solange die tatsächlichen Gründe nicht wegfallen.

Folgende Strategie zum Beenden von Suchterscheinungen hat gute Aussichten auf Erfolg:

  1. Zunächst muss sich die Aufmerksamkeit wenden: weg vom Suchtmittel hin zu dem, was die Sucht verdeckt: die verdrängten Gefühle. Es gilt, das Territorium der verdrängten Gefühle schrittweise zu erkunden und die Gefühle immer häufiger und besser nach oben kommen zu lassen.
  2. Dazu wird das Suchtmittel immer mal wieder für gewisse Zeiträume ausgesetzt, so oft und so lange wie das eben individuell möglich ist. Gleichzeitig wird den Gefühlen erlaubt, sich zu zeigen.
  3. Diese kleinen Ausflüge in das Territorium der verdrängten Gefühle bedeuten ein Durchleben von Erfahrung und das führt zu Erkenntnissen. Diese werden sich summieren und eines Tages entfallen die geistigen Gründe für die Sucht.
  4. Die körperlichen Entzugserscheinungen können dann einfach durchgestanden werden wie eine Grippe.
  5. Süchte sind mit inneren Blockaden verbunden: Einerseits der Drang zur Sucht, andererseits der Drang damit aufzuhören. Diese Blockaden werden parallel zu dem Prozess 1. - 4. schrittweise gelöst. Das führt einerseits zu einer Verschärfung des Suchtverhaltens, aber gleichzeitig auch zu einer inneren Entlastung. Es kann sogar geschehen, dass das volle Zulassen eine Sucht enden lässt.

Ein dauerhaftes Beenden von immer mehr Suchterscheinungen ist nur dann möglich, wenn die Gründe für Sucht nach und nach wegfallen. Das bedeutet, unerfüllte Bereiche des eigenen Lebens zur Erfüllung zu führen. Mehr dazu in meinem Buch "Inneres Wissen".

Es gibt 2 Stufen, eine Sucht zu beenden:

Die erste Stufe ist das komplette Beenden eines Suchtverhaltens. Das Suchtmittel wird gar nicht mehr angerührt.

Viele Suchtmittel sind aber gleichzeitig legitime Genussmittel oder Unterhaltungsmedien, auf die ein Mensch vielleicht nicht verzichten möchte.

Die zweite Stufe eine Sucht zu beenden besteht deshalb darin, sich den Genuss oder die Unterhaltung als solche dennoch zu gönnen. Dazu muss man aber wissen, dass jeder einzelne Gebrauch des ehemaligen Suchtmittels die Sucht in einer leichteren Form wieder aktiviert. Die zweite Stufe eine Sucht zu beenden bedeutet deshalb, die Sucht jederzeit und wieder und wieder und wieder beenden zu können, bis das ehemalige Suchtmittel keinerlei Suchterscheinungen mehr auslöst. Das geht nur, wenn ein Mensch gelernt hat, die ehemals verdrängten Gefühle (Erfahrungen) ganz zuzulassen und zu durchleben.

Suchtmittel dienen dazu, bestimmte Gefühle zu verdecken: Genussmittel kompensieren Gefühle von Unerfülltheit, Unterhaltung verdrängt Gefühle von Langeweile, Tristesse, und Sinnlosigkeit. Damit ist eine Sucht immer auch eine unmittelbare Reaktion auf die hinter dem Gefühl stehende Idee, zum Beispiel "Das Leben ist sinnlos". (Das natürliche Verhalten würde darin bestehen, das Gefühl einfach zu durchleben und das würde die Lösung herbeiführen.)

Da Sucht aber ununterbrochen auf die hinter den verdrängten Gefühlen stehenden Ideen reagiert, treibt sie gleichzeitig deren Verwirklichung voran. Zum Beispiel die Idee "Das Leben ist sinnlos" verwirklicht sich durch das Suchtverhalten immer mehr als Erfahrung.

Und genau deshalb erscheint es so unangenehm, ein Suchtverhalten auszusetzen: weil dann die volle Konfrontation mit der Erfahrung erfolgt, z.B. "Das Leben ist sinnlos".

Und genau deshalb nimmt Suchtverhalten immer stärkere Formen an: Die Erfahrung wächst und es bedarf immer größerer Anstrengungen sie zu verdecken und zu verdrängen.

Diese Anstrengungen können soweit gehen, dass ein Mensch sich durch eskalierten Medikamentengebrauch umbringt.

Am Beispiel von Sucht sieht man sehr gut das Zusammenspiel verschiedener Ideenebenen im System der menschlichen Ansichten.

Die Idee "Das Leben ist sinnlos" ist nicht die eigentliche Lösungsebene sondern die Folgeerscheinung einer anderen Ideenebene:

Die eigentliche Lösungsebene betrifft die Verwirklichung von Wünschen und Träumen, das Erreichen von Erfüllung. Sucht kann daher nie isoliert für sich gelöst werden, sondern geschieht im Zusammenspiel mit anderen Prozessen, welche einen Menschen zur Erfüllung führen - was immer das individuell bedeutet. Das Aussetzen einer Sucht - das sich der Erfahrung hinter der Sucht stellen - aktiviert die eigentliche Lösungsebene, setzt einen Erkenntnisprozess in Gang und schafft die Voraussetzungen, Erfüllung erreichen zu können.

nächstes Kapitel: Angst (Angst, Depression und Sucht)